Leadership: Aikido – Pflichtfach für Führungskräfte

Was müssen Führungskräfte können, heute, und in Zukunft erst recht? Die Antworten klingen immer ähnlich, egal ob Sie Professoren, Führungskräfte selbst, Unternehmer oder sonst wen fragen. Unter anderem (zu diesem anderen schreibe ich ein ander Mal...) werden immer wieder genannt: in einem dynamischen Umfeld den Überblick wahren; die eigene Balance aufrecht erhalten; auf Herausforderungen gekonnt reagieren; mit Widerstand umgehen können; die eigenen Ressourcen effizient und effektiv einsetzen; maximale Wirkung entfalten; Chancen entschlossen nutzen; klare Entscheidungen treffen; Konflikte lösen; und, jawohl: führen, was denn sonst?

Komischerweise scheint die Annahme verbreitet zu sein, dass vieles davon verbunden sein muss mit einer martialisch gefurchten Stirn, erhobenem Zeigefinger, grimmigem Gesichtsausdruck, maximaler Anstrengung und stählerner Härte. Das ist gleichermassen anstrengend wie wirkungslos, also Quatsch. Von Leadership ist das weit entfernt.

Aikido bietet die Möglichkeit, alle oben genannten Fähigkeiten auf eine effizientere Art zu pflegen, mittels Transfer durch körperliches Bewegungslernen, bekanntermassen die wirksamste und nachhaltigste Art des Lernens (Ihr Körper wird nie vergessen, wie man Auto fährt, wenn Sie das mal gelernt haben).

Die schlechte Nachricht: Um Aikido in Reinkultur zu lernen, brauchen Sie Jahre – aber das ist ja bei Leadership auch nicht sehr anders...Die gute Nachricht: die Grundprinzipien können in angemessener Form sehr rasch vermittelt werden und halten bereits eine Fülle von Lektionen bereit, die für Führungskräfte nützlich sind. Zu diesen Prinzipien gehören:

„Nicht ziehen, nicht stossen“ – aber trotzdem die Richtung bestimmen, in die es geht. Haben Sie schon mal versucht, Ihre Mitarbeitenden oder ein komplexes System mit Gewalt in eine bestimmte Richtung zu zerren? Wenn Sie Mitarbeitende fragen, geschieht das relativ oft, mit dem schon erwähnten Resultat: anstrengend und wirkungslos.

„Nicht zögern“: Es gibt Gelegenheiten, die sich nur in ganz kleinen Zeitfenstern auftun, die Sie nutzen müssen – was allzu oft dazu führt, dass sich Leute in ständiger Spannung befinden, weil sie in jeder Sekunde erwarten, „rasch zuschlagen“ zu müssen: anstrengend und wirkungslos...das Gegenteil hilft da viel mehr.

„Nie etwas gegen den Partner tun“: direkte Konfrontation und Kampf führen in den meisten Fällen dazu, dass sich Situationen verhärten: nichts bewegt sich, obwohl sich alle maximal anstrengen. Aikido propagiert Kooperation statt Kampf, und der Unterschied ist fulminant. Diesen Unterschied mein auch der bekannte Ausspruch aus dem Bereich der Achtsamkeit: „you can’t stop the wave – but you can learn to surf“. Viele benehmen sich, als könnten sie die Welle stoppen. Bei Wettbüros kriegen Sie dafür eine sehr hohe Quote, ich würde es Ihnen aber aus eigener Erfahrung (als Surfer und als Führungskraft) trotzdem nicht empfehlen. Im Lotto sind Ihre Chancen höher.

Und schliesslich gibt es da noch die Geschichte vom Schüler, der den Meister fragt: „Wie lange werde ich brauchen, um es zur Meisterschaft zu bringen?“ Der Meister sagt: „Zehn Jahre.“ Darauf der Schüler verzweifelt: „Aber das ist viel zu lange. Und was, wenn ich doppelt so hart arbeite wie alle anderen und mich besonders anstrenge?“ Und der Meister antwortet: „zwanzig Jahre.“

Ein Wundermittel ist auch Aikido nicht, aber durchaus ein Weg, um Ihren bisherigen Erkenntnissen punkto Leadership etwas hinzuzufügen. Entspannt und wirkungsvoll?

Yes, you can. Auch da spreche ich aus eigener Erfahrung.

Ordnung im Chaoszoom